* 21 *
Beetle hatte die Augen geschlossen, und dennoch wusste er, was los war, denn er roch verbranntes Drachenfleisch. Das ist kein angenehmer Geruch, wenn man in einhundertfünfzig Meter Höhe auf dem brennenden Drachen reitet. Genau genommen ist es nie ein angenehmer Geruch, am wenigsten für den Drachen.
Der Blitz hatte Feuerspei mit einem ohrenzerreißenden Knall getroffen und ihnen allen einen Stromstoß versetzt, der sie bis auf die Knochen durchrüttelte. Danach war alles sehr schnell gegangen – und doch sollte sich Beetle später daran wie im Zeitlupentempo erinnern. Er erinnerte sich, wie der Blitzstrahl auf sie zur aste, dann an den jähen Stoß, der Feuerspei erschütterte, als der Blitz einschlug, und wie der Drache vor Schmerz den Kopf nach oben riss. Dann ein Schlingern, eine Luftrolle und ein schwindelerregender freier Fall, als der Drache vom Himmel stürzte und auf den Leuchtturm zuschoss. Genau in diesem Augenblick hatte Beetle in der Spitze des Turms den kleinen Mann mit den großen Augen bemerkt, der entsetzt zu ihnen herausschaute. Dann hatte er selbst die Augen geschlossen. Jeden Moment mussten sie in den Leuchtturm rasen, und das wollte er nicht mitansehen. Er wollte einfach nicht.
Septimus konnte sich so etwas nicht erlauben – seine Augen waren weit aufgerissen. Wie Beetle sah er das bestürzte Gesicht des kleinen Mannes oben im Leuchtturm. Für den Bruchteil einer Sekunde begegneten sich ihre Blicke sogar, als Feuerspei auf den Turm zuraste, und sie fragten sich beide, ob dies wohl das Letzte sei, was sie im Leben zu sehen bekamen. Und als es Septimus in allerletzter Sekunde gelang, seinen trudelnden Drachen vom Leuchtturm wegzusteuern, vergaß er den Wärter augenblicklich und richtete seine ganze Konzentration darauf, Feuerspei in der Luft zu halten.
Nach jedem Flügelschlag trieb er Feuerspei weiter an. Der Drache schlingerte an dem schwarzen Turm vorbei, durch den grellen Lichtstrahl und wieder hinein in die schwarze Nacht. Und dann tat sich kurz eine Lücke in den Wolken auf, und Septimus sah etwas – einen sichelförmigen Sandstrand, der fahl im Mondlicht schimmerte.
Aufgeregt drehte er sich zu Jenna um, die vor Angst kreidebleich war, und deutete nach vorn. »Land!«, schrie er. »Wir werden es schaffen. Ich weiß es!«
Jenna verstand kein Wort von dem, was er rief, aber sie sah seine erleichterte Miene und reckte die Daumen nach oben. Sie drehte sich zu Beetle um, um dasselbe zu tun, und erschrak – Beetle war fast komplett verschwunden. Nur der obere Teil seines Kopfes war noch zu sehen. Feuerspeis Schwanz hing nach unten und zog ihn mit. Jennas Hoffnung zerstob wieder. Feuerspeis Schwanz war verletzt – wie lange konnte er noch fliegen?
Septimus trieb Feuerspei weiter vorwärts, und der schmale Sandstreifen kam immer näher. Feuerspei hörte Septimus und quälte sich weiter, doch der nutzlos herabhängende Schwanz zog ihn nach unten, bis er kaum noch über die Wellenkämme der aufgewühlten See kam.
Das Unwetter zog jetzt mit seinem Gewitter und sturzbachartigem Regen weiter nach Port, wo Simon Heap, der gerade auf dem Weg zur Burg war, bis auf die Haut durchnässt werden sollte. Aber der Wind war immer noch stark, und die Wellen schlugen hoch, und beim Kampf gegen die sprühende Gischt verließen Feuerspei endgültig die Kräfte.
Septimus umschlang den Hals des Drachen. »Feuerspei«, flüsterte er, »gleich haben wir es geschafft, gleich!« Der dunkle Schatten einer Insel, umsäumt vom Weiß eines langen Sandstreifens, ragte quälend nahe vor ihnen auf. »Nur noch ein kleines Stück, Feuerspei. Du kannst es schaffen, ich weiß es ...«
Mühsam streckte der Drache die geschundenen Flügel, bekam für ein paar Sekunden irgendwie wieder seinen Schwanz unter Kontrolle und glitt, angefeuert von allen drei Reitern, über die letzten Wellenkämme der auflaufenden Flut hinweg und plumpste, nur knapp ein paar Felsen verfehlend, in ein weiches Bett aus Sand.
Keiner rührte sich. Keiner sprach ein Wort. Sie saßen entgeistert da und konnten kaum glauben, dass sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten – oder besser gesagt unter dem Bauch, denn die Füße des Drachen lagen abgespreizt in den tiefen Furchen, die er bei der Landung in den Sand gezogen hatte, und er selbst lag völlig erschöpft mit seinem ganzen Gewicht auf seinem breiten weißen Wanst.
Abermals rissen die Wolken auf, und der Mond schien herab und enthüllte die Umrisse einer kleinen Insel und einer sanft geschwungenen Bucht. Der Sand glitzerte im Mondlicht und bot ein wunderbar friedliches Bild, aber das Tosen der Wellen, die gegen die Felsen brandeten, und die salzige Gischt, die ihnen in die Gesichter spritzte, erinnerten sie daran, dass sie nur mit knapper Not davongekommen waren.
Mit einem lauten, schauerlichen Stöhnen ließ Feuerspei den Kopf in den Sand sinken. Septimus erwachte aus seiner Starre, gab sich einen Ruck und kletterte, dicht gefolgt von Jenna und Beetle, von seinem Pilotensitz. Im ersten Moment dachte er erschrocken, Feuerspei hätte sich den Hals gebrochen, denn so hatte er ihn noch nie daliegen sehen – selbst im tiefsten, schnarchseligsten Schlaf beschrieb sein Hals normalerweise einen schönen Bogen, aber jetzt lag er im Sand wie ein alter Strick. Septimus kniete nieder und legte ihm die Hand auf den Kopf, der nass war von Regen und Gischt. Der Drache hatte die Augen geschlossen und öffnete sie nicht wie sonst immer, wenn Septimus ihn berührte. Septimus kämpfte mit den Tränen. Feuerspei erinnerte ihn daran, wie das Drachenboot ausgesehen hatte, nachdem es von Simons Donnerblitz getroffen worden war.
»Feuerspei, ach, Feuerspei – geht es ... geht es dir gut?«, hauchte er.
Der Drache antwortete mit einem Laut, den Septimus nie zuvor von ihm gehört hatte, einer Art halb ersticktem Schrei, mit dem er Sand in die Luft wirbelte. Septimus stand auf und klopfte sich den Sand von seinem durchweichten Wärmemantel.
Jenna sah ihn bestürzt an. »Ist... ist es schlimm?«
»Ich ... ich weiß nicht«, antwortete Septimus.
»Sein Schwanz sieht nicht gut aus«, sagte Beetle. »Das solltest du dir ansehen.«
Feuerspeis Schwanz war böse zugerichtet. Der Blitz hatte ihn kurz vor dem Widerhaken getroffen, eine blutige Masse aus Schuppen und Knochen hinterlassen und den Widerhaken selbst beinahe abgetrennt. Septimus ging in die Hocke und nahm die Verletzung genauer in Augenschein. Was er sah, gefiel ihm nicht. Die Schuppen im letzten Drittel des Schwanzes waren verbrannt und verkohlt, und dort, wo der Blitz eingeschlagen hatte, schimmerte blanker Knochen im Mondlicht. Der Sand darunter war schon dunkel und klebrig von Drachenblut. Ganz vorsichtig legte Septimus seine Hand auf die Wunde. Feuerspei stieß erneut einen halb erstickten Schrei aus und versuchte, den Schwanz wegzuziehen.
»Sch! Feuerspei«, rief Septimus. »Alles wird wieder gut. Sch!« Er nahm die Hand weg und betrachtete sie. Sie glänzte nass von Blut.
»Was wirst du tun?«, fragte Beetle.
Septimus versuchte, sich in Erinnerung zu rufen, was Marcellus ihn gelehrt hatte. Marcellus hatte immer gesagt, dass alle Wirbeltiere nach »demselben Plan«, wie er es nannte, gebaut seien und dass alle Gesetze der Heilkunst, die für den Menschen galten, auch auf sie anwendbar seien. Und dann fiel ihm wieder ein, was Marcellus zu Verbrennungen gesagt hatte – sofort und so lange wie möglich in Salzwasser tauchen. Nur war er sich nicht sicher, ob dies auch für offene Wunden galt. Er stand unschlüssig da, während Jenna und Beetle darauf warteten, dass er etwas unternahm.
Wieder brüllte Feuerspei und versuchte, den Schwanz zu bewegen. Da fasste Septimus einen Entschluss. Feuerspei hatte Verbrennungen. Er hatte Schmerzen. Kaltes Salzwasser würde den Schmerz lindern und das Brennen stoppen. Außerdem wirkte es gut gegen Infektionen, wenn er sich richtig erinnerte.
»Wir müssen seinen Schwanz in den Gezeitentümpel dort legen«, sagte Septimus und deutete auf eine große Wasserlache hinter den Felsen, die sie bei der Landung nur knapp verfehlt hatten.
»Das wird ihm aber nicht gefallen«, gab Beetle zu bedenken und fuhr sich mit der Hand durchs Haar, wie immer, wenn er an einem Problem knobelte. Seine Stirn lag in Falten, und seine Haare standen ab wie die Borsten eines Schornsteinbesens. Beetle wusste, dass er jetzt nicht über so was nachdenken sollte, aber er hoffte inständig, dass Jenna es nicht bemerkt hatte.
Jenna hatte es bemerkt. Es entlockte ihr zum ersten Mal in dieser Nacht ein Lächeln, aber sie hütete sich, etwas zu sagen. »Wie wär’s, wenn du mit Feuerspei sprichst, Septimus«, schlug sie vor. »Sag ihm, was wir vorhaben, dann können Beetle und ich seinen Schwanz hochheben und in den Tümpel legen.«
Septimus blickte skeptisch. »Sein Schwanz ist ziemlich schwer.«
»Und wir sind ziemlich stark, nicht wahr, Beetle?«
Beetle nickte und hoffte dabei im Stillen, dass’ seine Haare nicht allzu sehr hin und her wackelten. Sie wackelten, aber Jenna sah bewusst nicht hin.
»Also gut«, willigte Septimus ein.
Wieder kniete er neben Feuer speis reglosem Kopf nieder. »Feuerspei«, sagte er, »dein Schwanz schwelt noch, und wir müssen ihn löschen. Jenna und Beetle werden ihn jetzt hochheben und in kaltes Wasser legen. Das wird ein bisschen wehtun, aber danach wird es dir besser gehen. Du musst ein Stück zurückrutschen, einverstanden?«
Zu seiner Erleichterung öffnete Feuerspei die Augen. Der Drache betrachtete ihn ein paar Sekunden lang mit glasigem Blick, dann schloss er die Augen wieder.
»Alles klar!«, rief Septimus nach hinten zu Beetle und Jenna.
»Bist du sicher?«, fragte Beetle.
»Ja«, antwortete Septimus. »Los geht’s.«
Beetle ergriff den verletzten Teil des Schwanzes, von dem er wusste, dass er bei Weitem der schwerste war, und Jenna den Widerhaken am Ende, der sich noch ganz heiß anfühlte.
»Ich zähle bis drei, dann heben wir ihn an, alles klar?«, sagte Beetle.
Jenna nickte.
»Eins, zwei, drei und ... uff! Ist der schwer!«
Unter dem Gewicht des riesigen Schwanzes wankend, stapften sie Schritt um Schritt nach hinten zu dem Gezeitentümpel, dessen Oberfläche glatt im Mondlicht schimmerte. Die Muskeln an ihren Armen schrien förmlich vor Schmerz, aber sie wagten es nicht, den Schwanz fallen zu lassen, bevor sie das Wasser erreicht hatten.
»Sep, er muss sich ... irgendwie drehen«, stieß Jenna keuchend hervor.
»Drehen?«
»Hm ...«
»Nach links oder rechts?«
»Äh ... rechts. Nein, links, links!«
Also drückte sich der Drache, angeleitet von Septimus, mühsam nach links, sodass sein Schwanz brav nach rechts schwenkte und die beiden taumelnden Helfer mitriss.
»Jetzt zurück ... zurück!«
Langsam und unter größter Anstrengung schoben sich Feuerspei, Jenna und Beetle rückwärts durch eine schmale Lücke zwischen den Felsen in Richtung Tümpel.
»Noch ... einen ... Schritt«, stöhnte Beetle.
Platsch! Feuerspeis Schwanz landete in dem Gezeitentümpel. Wasser spritzte in die Höhe. Feuerspei hob den Kopf und brüllte – das Wasser bereitete ihm größere Schmerzen, als Septimus ihm gesagt hatte. Ein lautes Zischen ertönte, und Dampf stieg aus dem Tümpel auf, als die tief im Drachenfleisch schwelende Hitze durch das Wasser abgelöscht wurde. Mehrere kleine Kraken, die in dem Gezeitentümpel faul herumlagen, liefen rot an und flüchteten in eine Felsspalte, wo sie, bleich vor Angst, eine ungemütliche Nacht verbrachten. Der Drachenschwanz hatte sie eingeschlossen.
Feuerspei beruhigte sich, als das kalte Wasser das Brennen linderte und seinen Schwanz betäubte. Dankbar stupste er mit der Nase gegen Septimus’ Schulter, und prompt fiel dieser um. Feuerspei öffnete noch einmal die Augen und sah zu, wie Septimus wieder aufstand, dann legte er seinen Kopf in den Sand, und Septimus sah, dass die natürliche Wölbung des Drachenhalses wieder da war. Eine Minute später kehrte auch das Schnarchen des Drachen zurück, und ausnahmsweise einmal war Septimus froh, es zu hören.
Nun, da der Drache schlief, ließen sich Jenna, Beetle und Septimus neben ihm in den Sand plumpsen. Sie sprachen nicht viel. Sie schauten aufs Meer und beobachteten das Spiel des Mondlichts auf den Wellen, die sich mittlerweile beruhigt hatten und in geschäftiger Eile auf den Strand rollten. In weiter Ferne sahen sie die Lichter des seltsamen Leuchtturms, die ihnen den Weg aus der Gefahr gewiesen hatten, und Septimus fragte sich, was der kleine Mann im Fenster in diesem Augenblick wohl machte.
Jenna stand auf, zog ihre Stiefel aus und ging barfuß durch den feinen Sand zum Wasser hinunter. Beetle folgte ihr. Am Saum der Wellen blieb Jenna stehen und schaute sich um. Sie grinste, als Beetle zu ihr stieß.
»Es ist eine Insel«, sagte sie.
»Ach«, erwiderte Beetle. Er vermutete, dass sie es aus der Luft gesehen hatte, und es war ihm etwas peinlich, dass er die Augen zugehabt hatte.
»Ich spüre es«, fuhr Jenna fort. »Es fühlt sich so ... inselmäßig an. Ich habe nämlich im Fach Geheime Geschichte mal was über bestimmte Inseln gelesen. Ich frage mich, ob sie eine davon ist.«
»Geheime Geschichte?«, fragte Beetle fasziniert.
Jenna zuckte mit den Schultern: »Königinnenkram. Die meiste Zeit stinklangweilig. Mensch, ist das Wasser kalt. Meine Füße sind schon ganz taub. Sollen wir nachsehen, was Septimus treibt?«
»Einverstanden.« Beetle kehrte mit Jenna zum Drachen zurück. Er hätte sie gern noch nach dem »Königinnenkram« gefragt, traute sich aber nicht.
Unterdessen hatte Septimus begonnen, sich häuslich einzurichten. Er hatte Feuerspei die durchnässten Satteltaschen abgenommen und ihren Inhalt im Sand ausgebreitet. Was er gefunden hatte, beeindruckte ihn tief – und rührte ihn. Offensichtlich hatte Marcia an den dunklen Winterabenden, wenn er am Kamin von seiner Zeit bei der Jungarmee, insbesondere von den Nachtübungen erzählte, nicht nur aufmerksam zugehört, sondern sich auch alles gemerkt, sogar den Inhalt verschiedener Überlebensrucksäcke. Zu seinem Erstaunen hatte sie das perfekte Überlebenspaket für den Offiziersanwärter der Jungarmee in Feindesland zusammengestellt und obendrein ein paar nette Extras beigegeben wie zum Beispiel eine sich selbst auffüllende Dose Knallpefferminz, eine Riesenwundertüte mit Süßigkeiten von Ma Custard und einen schicken Wasserzwerg. Er selbst hätte es nicht besser machen können. Er begutachtete die Schätze gerade wohlwollend, als Beetle und Jenna sich neben ihn setzten.
»Man könnte meinen, Marcia war selbst in der Jungarmee«, sagte er. »Sie hat alles eingepackt, was ich auch eingepackt hätte.«
»Vielleicht war sie es ja«, bemerkte Jenna und grinste. »Schreien tut sie jedenfalls so.«
»Aber wenigstens schießt sie nicht«, erwiderte Septimus und zog eine Grimasse. Er hielt einen kleinen Kasten hoch, an dem oben ein Drahtring befestigt war. »Seht mal, wir haben sogar einen Kocher mit dem neuen Zauber, den sie sich ausgedacht hat. Schnippfeuer. Man schnippt einfach so mit den Fingern...« Er machte es vor, und eine gelbe Flamme schoss oben aus dem Kasten und züngelte um den Ring herum. »Autsch, heiß!« Er stellte den Kasten schnell in den Sand und ließ ihn brennen, während er den restlichen Inhalt der Satteltaschen vorführte. »Der Proviant reicht mindestens für eine Woche. Dazu Teller, Töpfe, Becher, Baumaterial für einen Unterstand, und sieh mal an – wir haben sogar einen Wasserzwerg.« Er hielt eine kleine Figur hoch, ein bärtiges Männlein mit Zipfelmütze.
»Ist das einer von den ungehobelten?«, fragte Beetle.
»Bestimmt nicht«, antwortete Septimus lachend. »Oder kannst du dir vorstellen, dass Marcia so einen über die Schwelle lässt? Das Wasser kommt aus der Kanne. Seht ihr?« Septimus kippte die Figur, und tatsächlich, aus der winzigen Gießkanne, die der Wasserzwerg in der Hand hielt, strömte ein dünner Strahl frischen Wassers. Jenna schnappte sich einen Lederbecher, hielt ihn unter den Strahl, bis er voll war, und trank ihn in einem Zug leer.
»Schmeckt gut«, befand sie.
Unter Verwendung mehrerer Päckchen, auf denen ZauberTrocken stand, rührte Septimus in einem Topf etwas zusammen, was er »Jungarmee-Eintopf« nannte, »nur viel besser«. Sie saßen da und sahen zu, wie der Eintopf auf dem Kocher blubberte, bis der köstliche Duft es unmöglich machte, noch länger nur zuzusehen. Dazu aßen sie Marcias magisches Dauerfrischbrot und tranken heiße Schokolade, die Jenna mit ihrem Schokoladen-Charm und einigen Muschelschalen zubereitet hatte.
Während sie um das flackernde Schnippfeuer saßen und schweigsam ihre heiße Schokolade tranken, fühlte sich jeder von ihnen erstaunlich zufrieden. Septimus musste an eine andere Gelegenheit an einem anderen Strand denken – damals hatte er zum ersten Mal überhaupt heiße Schokolade getrunken und an einem Lagerfeuer gesessen, ohne dass ihn jemand anbrüllte. Er erinnerte sich sehr gern an diesen Tag. Er war für ihn der Beginn eines neuen Lebens – und dabei hatte er damals gedacht, wie er sich reumütig erinnerte, es sei um ihn geschehen.
Jenna war glücklich. Nicko war gerettet, bald würde er nach Hause segeln. Und damit gehörte all das Unglück, das damit begonnen hatte, dass sie Septimus diesen Spiegel im Ankleidezimmer gezeigt hatte, endgültig der Vergangenheit an. Und ihr Fehler war wiedergutgemacht.
Beetle wiederum kam aus dem Staunen nicht heraus. Hätte ihm vor ein paar Monaten jemand gesagt, dass er mit Prinzessin Jenna im Mondschein an einem einsamen Strand sitzen würde – gut, einsam bis auf einen schnarchenden Drachen und seinen besten Freund –, so hätte er ihm geantwortet, er solle keinen Quatsch reden und lieber etwas Nützliches tun wie zum Beispiel das Magazin für wilde Bücher aufräumen. Aber hier war er. Und neben ihm saß Prinzessin Jenna. Dazu der Mond ... das sanfte Plätschern des Meeres und ... igitt – was war das denn?
»Feuerspei!« Septimus sprang auf. »Pfui, das ist aber nicht die feine Art. Er hat wohl eine Magenverstimmung. Ich werde es besser verbuddeln.«
Zum Glück hatte Marcia auch an eine Schaufel gedacht.